barmherziger samariter

Samariter-Style: Nächstenliebe, die knallt

Lesezeit: 15 Minuten. Du denkst, Gott könnte dich irgendwann mehr oder weniger lieben? Sorry – unmöglich. Gott geht in der Beziehung zu dir immer ALL-IN. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist mehr als eine schöne Story – es ist ein Spiegel von Gottes Wesen: Eine Liebe, die keine Unterschiede kennt. Eine Liebe, die dich nicht nach Leistung bewertet. Und das Beste? Dieses „Liebes-Gen“ steckt schon in dir. Du musst nur dein Ego auf lautlos stellen – und es rauslassen.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Nächstenliebe kommt nicht aus Pflicht, sondern aus Dankbarkeit – aus dem Wissen, dass Gott Dich bedingungslos liebt.
  • Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt, dass wahre Liebe Grenzen sprengt und mitten aus dem Herzen kommt.
  • Jesus wählte bewusst einen verachteten Samariter als Vorbild, um klarzumachen: Gott liebt alle Menschen gleich.
  • Nächstenliebe ist Gottes Antwort auf menschliche Not – so wie Er uns begegnet, dürfen auch wir anderen begegnen.
  • Echte Nächstenliebe ist eine freie Entscheidung – aus Mitgefühl und Hingabe, nicht aus religiösem Druck oder Zwang.

Der Samariter-Moment: Wenn Liebe stärker ist als Angst

Wahre Nächstenliebe hat nichts mit religiöser Leistung oder moralischem Pflichtgefühl zu tun – sie fließt direkt aus Gottes Wesen. Jesus macht im Neuen Testament deutlich, dass die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten untrennbar zusammengehören. Diese beiden Gebote haben dieselbe Priorität und hängen direkt miteinander zusammen.

Aber was heißt das eigentlich für Dich ganz praktisch?
Wie kannst Du Gottes Liebe so weitergeben, dass sie echt bleibt – ohne dass es sich wie eine lästige Pflicht anfühlt?

Jesus beantwortet diese Frage nicht mit trockenen Regeln, sondern mit einer Geschichte, die unter die Haut geht: dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,25–37).
Darin zeigt er, wie Liebe aussieht, die keine Grenzen kennt und jedes Vorurteil sprengt. Eine Liebe, die nicht fragt, ob jemand „es verdient“ hat, sondern einfach hinsieht, mitleidet und handelt – genau so, wie Gott uns begegnet.

Auch Dr. Martin Luther King griff dieses Gleichnis in seiner letzten Predigt auf. King stellte sich vor, wie der Priester und der Levit dachten: „Wenn ich anhalte, um diesem Mann zu helfen, was wird dann mit mir geschehen?“ Aus Angst um ihre eigene Sicherheit gingen sie vorbei. Der Samariter aber drehte die Frage um: „Wenn ich nicht anhalte, was wird dann mit ihm geschehen?“
Genau diese Haltung macht den barmherzigen Samariter zu einem Vorbild – damals wie heute – für alle, die Verantwortung tragen, ob als Bürger oder Entscheidungsträger.

Was Nächstenliebe wirklich bedeutet

Das Gebot der Nächstenliebe ist kein neuer Gedanke – schon im Alten Testament steht in 3. Mose 19,18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Jesus greift dieses Gebot auf und macht es zu einem zentralen Fundament des Glaubens. Dabei verwandelt er es von einer äußeren Regel zu einer inneren Haltung des Herzens.

Nächstenliebe ist mehr als nur Nettigkeit oder ein moralisches Pflichtgefühl. In der Bibel wird dafür oft das griechische Wort Agape verwendet – eine Liebe, die göttlich inspiriert, bedingungslos und selbstlos ist. Sie fragt nicht, ob jemand es „verdient“ hat. Sie schaut nicht auf Herkunft, Leistung oder Religion. Sie sieht den Menschen in seiner Not – und handelt aus echtem Mitgefühl.

In der Szene helfen sich zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft gegenseitig, was ein starkes Beispiel für das Gebot der Nächstenliebe darstellt. Ihre Handlungen spiegeln die ethischen Prinzipien wider, die in den heiligen Texten des Alten und Neuen Testaments, wie den Zehn Geboten, betont werden.

Der große Unterschied liegt in der Motivation: Religiöse Pflichterfüllung entsteht oft aus Angst vor Strafe oder dem Wunsch nach Belohnung. Echte Nächstenliebe wächst dagegen aus Dankbarkeit – weil wir selbst erlebt haben, dass Gott uns bedingungslos liebt und annimmt.

Und Jesus sagt nicht zufällig: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das bedeutet: Wenn du dich selbst in Gottes Augen geliebt und wertvoll siehst, fällt es dir leichter, auch andere so zu sehen. Gesunde Selbstannahme durch Gottes Liebe ist die Grundlage für eine echte, liebevolle Zuwendung zu anderen.

Der barmherzige Samariter: Liebe, die keine Schubladen kennt

Manchmal suchen wir Ausreden, um nicht helfen zu müssen – und genau da erzählt Jesus eine Geschichte, die jede Ausrede zunichte macht.

Die Geschichte beginnt mit einer scheinbar einfachen Frage. Ein Gesetzeslehrer will wieder einmal Jesus prüfen und fragt: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?“ Jesus verweist ihn auf die Grundlagen: „Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Es ist eigentlich die gleiche Frage, die auch in Markus 12,28-34 und Matthäus 22,37–40 gestellt wird. Klingt klar, oder?Aber der religiöse VIP hakt diesmal nach: „Und wer ist eigentlich mein Nächster?

Diese Frage zielt auf Abgrenzung und Schubladendenken. Genau das passiert oft mit religiösen Regeln – man fängt an zu vergleichen: „Ich halte diese und jene Regeln oder Gebote besser als andere.“ Und schwupps denkt man, Gott mag einen deshalb mehr. Aber das stimmt nicht. Gott liebt dich nicht wegen deiner Regel-Performance, sondern nur wegen seiner Gnade.

Jesus antwortet nicht mit einer trockenen Definition, sondern mit einer Geschichte, die jede Grenze sprengt.

Die Reise von Jerusalem nach Jericho

Ein Mann macht sich auf den Weg von Jerusalem nach Jericho. Rund 27 Kilometer führt die Strecke durch steinige Wüstenlandschaft und enge Schluchten – ein schmaler Pfad, oft keine zwei Meter breit. Ein perfekter Ort für Räuber.

Jesus beschreibt ihn schlicht als „einen Menschen“. Allgemeiner geht es kaum – er steht für jeden.

Damals war die Armut groß. Viele flohen in die Wüste und wurden zu Räubern, um zu überleben. Sie überfielen Reisende, um an Geld, Vorräte oder Kleidung zu kommen. (Siggi Zimmer 2011)

In der Bildbeschreibung sieht man einen einsamen Weg, der sich durch eine steinige Wüstenlandschaft schlängelt. Diese Szene könnte als Symbol für die Reise des Lebens und die Bedeutung des Gebots der Nächstenliebe interpretiert werden, das uns dazu aufruft, mit Mitmenschen in Verbindung zu treten und ihnen mit Respekt und Mitgefühl zu begegnen.

Der Überfall ist brutal: Der Mann wird ausgeraubt, schwer verletzt und am Straßenrand liegen gelassen – „halbtot“. Hier geht es nicht um kleine Hilfe, sondern um Leben und Tod.

Wer hier anhält, um zu helfen, riskiert selbst sein Leben. Niemand weiß, ob die Räuber noch in der Nähe sind.

Dort liegt er nun – hilflos, verletzt und dem Tod nahe. Jetzt trennt sich die fromme Fassade von echter, mutiger Nächstenliebe.Und Jesus? Er packt diese Szene in eine Geschichte über drei Leute, die an ihm vorbeikommen – und bei denen es richtig überraschend wird…

Wenn Religion vorbeiläuft und Liebe anhält

Der Priester kommt als Erster vorbei. Er gehört zur religiösen Elite – nicht, weil er sich hochgearbeitet hat, sondern weil er in diese Stellung hineingeboren wurde. Priester und Leviten wurden schon im Gesetz Mose von Gott selbst für den Tempeldienst bestimmt (vgl. 4. Mose 3,5–10). Er kennt die Gebote in- und auswendig – sogar das der Nächstenliebe. Doch als er den Verletzten sieht, wechselt er die Straßenseite. Vielleicht aus Angst, sich an einem Sterbenden unrein zu machen und dadurch seinen Tempeldienst zu verlieren. In diesem Moment ist klar: Sein Gottesdienst ist ihm wichtiger als das Leben direkt vor seiner Nase.

Der Levit, ein Tempeldiener, kommt als Nächster vorbei. Auch er ist Teil der religiösen Elite – hineingeboren in ein privilegiertes Amt, das schon seit Moses Zeiten für den Tempeldienst bestimmt ist. Er kennt die heiligen Texte, er weiß genau, was Nächstenliebe bedeutet. Und doch läuft er vorbei.
In diesem Moment ist klar: Seine religiöse Reinheit zählt mehr als das Leben, das direkt vor seinen Augen verblutet.

Der Samariter schließlich kommt als Dritter vorbei. Als er den Verletzten sieht, wird er „innerlich bewegt“. Das griechische Wort dafür – σπλαγχνίζομαι (splagchnizomai) – taucht im Neuen Testament fast nur auf, wenn Jesus selbst Mitleid hat oder wenn eine Geschichte Gottes Herz zeigt. Es beschreibt ein Erbarmen, das so tief geht, dass man gar nicht anders kann, als zu handeln.
Aus diesem Mitgefühl heraus handelt er sofort:

  • Er reinigt die Wunden mit Öl und Wein – damals gängige Heilmittel; Wein desinfiziert, Öl lindert Schmerzen.
  • Er verbindet die Verletzungen – wahrscheinlich mit Stoffstreifen aus seiner eigenen Kleidung.
  • Er setzt den Mann auf sein eigenes Reittier – und geht damit ein hohes Risiko ein, denn so ein Tier war für Räuber damals ein wertvoller Fang.
  • Er bringt ihn in eine Herberge und pflegt ihn persönlich – trotz Erschöpfung und der Gefahr, selbst ins Visier der Räuber zu geraten.
  • Er bezahlt dem Wirt am nächsten Tag zwei Denare – etwa zwei Tageslöhne; ein erstaunlich hoher Betrag für die Versorgung eines Fremden.
  • Er verspricht, bei seiner Rückkehr alle weiteren Kosten zu übernehmen – ohne jede Garantie, dass der Verletzte sich je erkenntlich zeigen oder das Geld zurückzahlen wird.

Der Samariter zeigt: Liebe heißt nicht, sich selbst zu verbrennen, um anderen zu helfen. Er riskiert viel, aber er kennt auch seine Grenzen. Er tut, was er kann, und er tut es sofort – ohne Ausreden. Er bindet den Wirt ein, sorgt für die Versorgung und geht weiter. Das ist keine halbe Hilfe, sondern kluge, nachhaltige Nächstenliebe.
Er sieht die Not, lässt sich tief berühren, hilft mit allem, was er hat – und geht dann seinen Weg. Genau das bedeutet, den anderen zu lieben wie sich selbst.

Echte Nächstenliebe gibt alles – aber nicht sich selbst auf.

Der Typ, den alle meiden – und den Gott zum Vorbild macht

Für Jesu jüdische Zuhörer war das ein echter Schocker: Ausgerechnet ein Samariter als Held? Für sie waren Samariter nicht nur „die Falschen“, sondern religiös unrein, glaubensmäßig völlig daneben – und vor allem sowohl religiös als auch sozial geächtet. Die Abneigung war uralt, tief verwurzelt und vergiftet von gegenseitigem Misstrauen. Fromme Juden verachteten Samariter so sehr, dass sie lieber leiden und schmachten würden, als jemals einen von ihnen um Hilfe zu bitten. Für sie waren Samariter so etwas wie für ultrareligiöse Menschen heute jemand, der der Kirche den Rücken gekehrt hat – nur zehnmal schlimmer.

In ihren Augen waren sie Verräter und Abtrünnige. Und genau so jemanden macht Jesus zum moralischen Vorbild. Das war nicht nur unüblich – das war provokativ und revolutionär.

Jesus drückt hier bewusst auf den wunden Punkt: Er zeigt, dass echte Barmherzigkeit nicht von Religion, Herkunft, Etiketten oder einer „göttlichen Erwählung“ abhängt. Gott checkt keinen Ausweis, kein Mitgliedsbuch – er schaut direkt ins Herz.

Und seine Botschaft sitzt:

Der, den ihr meidet wie die Pest, lebt die selbstlose Liebe, von der ihr nur redet.

Damit hält Jesus der religiösen Elite einen knallharten Spiegel vor. Priester und Levit, hoch angesehen und bestens geschult, laufen vorbei. Der verachtete Außenseiter bleibt stehen. Nächstenliebe, so Jesus, ist kein Etikett – sondern Handeln, wenn es notwendig ist.

Gott ist nicht nur liebevoll. Er ist Liebe.

Das Gleichnis macht glasklar, wie Gott ist: Seine Liebe unterscheidet nicht – egal ob Herkunft, Religion oder sozialer Status. Gott ist nicht einfach nur liebevoll – er ist die vollkommene Liebe.

Und vollkommene Liebe liebt nicht den einen mehr und den anderen weniger. Es gibt Gott nicht in Scheiben oder Portionen. Das bedeutet: Gott liebt dich heute genauso sehr, wie er es jemals tun wird – nicht mehr, nicht weniger. Selbst wenn wir eine Beziehungskrise mit Gott haben, ändert das nichts an seiner Liebe zu uns.

Der barmherzige Samariter ist wie ein Spiegel für Gottes Handeln: Er sieht unsere Not, bleibt nicht auf Abstand, sondern wird bewegt, handelt, versorgt unsere Wunden, kümmert sich – und zahlt den Preis für unsere Heilung. Diese Liebe gilt jedem: Frommen und Sündern, Einheimischen und Fremden, Gewinnern und Gescheiterten.

„Gott ist die Liebe“ (1. Johannes 4,8) bedeutet genau das: eine bedingungslose Zuwendung, die keine Grenzen kennt. Nächstenliebe ist kein guter Vorsatz – sie ist das, was passiert, wenn Gottes Liebe dich wirklich erwischt. Diese uneigennützige Liebe steckt schon in uns, weil wir Gottes Kinder sind. Wir müssen nur unser Ego wie ein Handy auf lautlos stellen – und sie rauslassen.

Viele sagen: „Ich bin halt unordentlich, jähzornig, pessimistisch, schnell reizbar oder suchtanfällig – das liegt in meinen Genen.“ Mag sein. Aber genauso trägt die Menschheit als Kinder Gottes auch etwas von seinem „Liebes-Gen“ in sich. Und wenn wir es zulassen, kann genau diese Liebe unser Handeln bestimmen.

So wird auch das Doppelgebot aus Matthäus 22,37–40 lebendig: Gottesliebe und Nächstenliebe sind untrennbar. Nicht, weil Gott Regeln abhakt, sondern weil Liebe die Quelle von allem Guten ist.

Wer diese Liebe einmal erlebt hat, kann sie nicht einfach für sich behalten – sie drängt danach, weitergegeben zu werden.
Und genau hier wird das Gleichnis vom barmherzigen Samariter richtig praktisch.

Echte Barmherzigkeit heute leben

Was heißt das für uns – hier und heute, im echten Leben?
Das Gleichnis macht es ziemlich klar:

Empathie statt Wegsehen:
Der Samariter sah den Verletzten – und lief nicht einfach weiter.
Heute könnte das die einsame Nachbarin sein, der überforderte Kollege oder der Mann vor dem Supermarkt, an dem du sonst vorbeigehst.

Sich berühren lassen:
Wahre Barmherzigkeit beginnt nicht im Kopf, sondern tief im Bauch.
Das griechische Wort σπλαγχνίζομαι (splagchnizomai), das hier verwendet wird, als der Samariter „innerlich bewegt war“, bedeutet wörtlich: „tief in den Eingeweiden bewegt sein“.
Das passiert, wenn fremde Not dich nicht kaltlässt – selbst dann, wenn dir der Mensch unsympathisch ist oder du denkst: „Der ist doch selbst schuld.“
Gott liebt auch die, die bei dir durchs Raster fallen oder bei denen du innerlich am liebsten auf „Blockieren“ drücken würdest.

Ins Handeln kommen:
Mitgefühl, das nichts tut, ist nur ein schönes Gefühl.
Der Samariter wurde praktisch – mit seinen Händen, seiner Zeit und seinem Geld.
Heute kann das heißen:

  • In einer öffentlichen Diskussion jemanden gegen ungerechte Vorwürfe verteidigen – auch wenn es dich selbst ins Kreuzfeuer bringt
  • Bei Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz laut werden, wenn alle anderen wegschauen
  • Jemandem, der am Ende ist, nicht mit Floskeln abspeisen, sondern Zeit schenken und wirklich zuhören
  • Einen Obdachlosen nicht nur „sehen“, sondern ihm konkret helfen – mit einem Euro, einer Mahlzeit oder einfach einem ehrlichen Gespräch
  • Erkennen, wenn jemand reden muss – und zuhören, ohne zu werten oder sofort Ratschläge rauszuhauen

Dranbleiben:
Der Samariter machte nicht nur einen Erste-Hilfe-Quickie, sondern sorgte dafür, dass der Mann weiter versorgt wurde.
Echte Nächstenliebe hört nicht beim ersten guten Gefühl auf – sie denkt weiter, bleibt dran und übernimmt Verantwortung.

Nächstenliebe aus Dankbarkeit, nicht als Pflicht

Echte Nächstenliebe entsteht, wenn du selbst erlebt hast, wie Gott dich liebt – ohne Vorleistung, ohne Bedingungen. Dann hilfst du nicht, weil du musst, sondern weil du gar nicht anders kannst.

Das heißt nicht, dass es immer leicht ist. Auch der Samariter hat Zeit, Energie und Geld investiert. Aber er tat es, weil seine Liebe echt war. Wenn wir aus Pflicht handeln, werden gute Taten schnell zur Last. Wenn wir aus Dankbarkeit handeln, werden selbst schwierige Menschen zu einer Freude.

Und das spüren andere. Gespielte Frömmigkeit wirkt kalt und abweisend. Echte Liebe ist ansteckend – sie öffnet Herzen.
Jesus kritisiert im Gleichnis nicht Priester und Levit, weil sie „böse“ wären, sondern weil ihre Religion zwar Regeln kannte, aber keine uneigennützige Liebe.
Und ganz ehrlich: Jesus hätte auch einen Griechen und einen Juden in die Geschichte setzen können – zwei Gruppen mit klaren Gegensätzen. Aber er wählte Priester und Levit – die religiöse Elite.

Damit macht er unmissverständlich klar:

Man kann in Glauben und Tradition tief verwurzelt sein – und trotzdem an Gott, der die Liebe selbst ist, vorbeileben.

Gott begegnet uns wie der barmherzige Samariter

Die wohl tiefste Botschaft dieser Geschichte: Gott begegnet uns wie der barmherzige Samariter. Wir alle waren irgendwann dieser Mensch am Straßenrand – verletzt, liegengeblieben, innerlich leer, vielleicht kaputt durch falsche Entscheidungen, Enttäuschungen oder durch andere Menschen.

Gott sah unsere Not – und sah nicht weg. Er beschränkt sich nicht auf eine schnelle Erste-Hilfe-Aktion: Wie der Samariter sorgt Gott auch langfristig für uns, bleibt an unserer Seite und trägt uns – wenn wir es zulassen – durch jede Etappe unseres Lebens.

Das ist nicht nur ein nettes Detail der Geschichte – das ist der Kern: Der barmherzige Samariter ist ein Bild für Gott selbst – den, den viele übersehen oder falsch einschätzen, der aber kommt, um zu retten, was für manche schon längst verloren scheint.

Wenn du das so siehst, verändert sich dein Blick auf Nächstenliebe komplett. Wir lieben nicht, um Gottes Gunst zu bekommen – die haben wir längst. Wir helfen nicht aus schlechtem Gewissen – wir sind schon angenommen. Wir dienen nicht, weil wir müssen – sondern weil wir gar nicht anders können.

Und das entspannt: Du musst nicht alles perfekt machen. Auch wenn deine Nächstenliebe mal holprig ist – Gott sieht, was dich antreibt. Und genau diese Liebe in dir kann er nutzen, um Türen bei anderen zu öffnen, die kein perfekter Plan jemals aufbekommen würde.

Einladung zu einem Leben, das Liebe atmet

Jesus beendet die Geschichte mit einer einfachen, aber herausfordernden Frage:
„Wer von den dreien hat sich als Nächster erwiesen?“
Die Antwort ist glasklar: „Der, der Barmherzigkeit gezeigt hat.“
Und dann kommt sein Auftrag – kurz, klar, direkt: „Geh und mach’s genauso.“

Diese Einladung gilt auch heute. Gott will, dass du seine Liebe nicht nur kennst, sondern erlebst – und dann hinaus in die Welt trägst. Er möchte, dass du entdeckst, wie viel Freude darin steckt, Menschen mit echter Barmherzigkeit zu begegnen.

Das ist kein schweres religiöses To-do, sondern etwas, das wie von selbst passiert, wenn Gottes Liebe wirklich in dein Herz rutscht. Aus Pflicht wird Leidenschaft. Aus „Ich muss“ wird „Ich will“.

Gerade in einer Welt voller Misstrauen, Vorurteile und tiefer Gräben ist diese Haltung aktueller denn je. Wenn wir anfangen, Menschen zu lieben, die anders denken, anders leben, andere Überzeugungen haben – bauen wir Brücken, wo andere Mauern hochziehen.

Der Traum? Eine Welt, in der Gottes Liebe nicht nur gepredigt, sondern gelebt wird – nicht als Pflichtprogramm, sondern als natürlicher Reflex.

Gott ist Liebe. Und er will durch dich sichtbar werden. Das ist keine Last – das ist das größte Vorrecht: Mit ihm gemeinsam Hoffnung dorthin bringen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Häufig gestellte Fragen

Warum ließ Gott zu, dass der Mann überfallen wurde?

Gott respektiert die menschliche Freiheit, auch wenn sie missbraucht wird. Das Leid entsteht durch menschliche Entscheidungen und die Folgen des Sündenfalls, nicht durch Gottes Willen. Wichtig ist: Gott lässt uns im Leid nicht allein, sondern kommt wie der barmherzige Samariter zu Hilfe. Er verwandelt selbst das Böse zum Guten, wenn wir ihm vertrauen.

Muss ich jeden Menschen gleich lieben?

Nächstenliebe ist weniger ein Gefühl als eine bewusste Entscheidung zur Wertschätzung und Hilfsbereitschaft. Es ist normal, zu manchen Menschen eine stärkere Verbindung zu haben als zu anderen. Gottes Gnade deckt unsere Begrenzungen ab. Wichtig ist die grundsätzliche Bereitschaft, jedem mit Respekt und Würde zu begegnen.

Was, wenn meine Hilfe nicht angenommen wird?

Der Wert einer liebevollen Geste liegt nicht in der Reaktion des anderen, sondern in der Aufrichtigkeit des Herzens. Gott sieht die Absicht, auch wenn sie abgelehnt wird. Manchmal sind Menschen aufgrund eigener Verletzungen nicht bereit, Hilfe anzunehmen. Das mindert nicht den Wert des Angebots.

Kann ich Nächstenliebe lernen, auch wenn es mir schwerfällt?

Ja! Nächstenliebe ist keine angeborene Eigenschaft, sondern wächst durch Übung und Gottes Hilfe. Beginnen Sie mit kleinen Schritten: ein freundliches Wort, aufmerksames Zuhören, eine kleine Hilfe. Habe Geduld – auch Liebe braucht Zeit zum Wachsen.

Wie erkenne ich echte Not bei anderen?

Entwickeln Sie Aufmerksamkeit für Ihre Mitmenschen. Not zeigt sich nicht nur in materiellen Problemen, sondern auch in Einsamkeit, Stress oder emotionaler Belastung. Fragen Sie nach und hören Sie zu..

Quelle

Siggi Zimmer (2011). Das Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner (LK 10,30–35) | 1.3.1 https://worthaus.org/mediathek/das-gleichnis-vom-barmherzigen-samaritaner-lk-1030–35‑1–3‑1/

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